Wozu braucht der Spannungsregler ein Zündungsplus?

  • Hallo zusammen. Mein Spannungsregler von der RD 350 Ypvs hat 6 Kontakte (die 3 Ladephasen, Masse, Dauerplus und Zündplus). Wozu braucht der Regler ein Zündplus?


    Normalerweise kommt der Wechselstrom von der Lichtmaschine über die 3 Phasen rein, wird gleichgerichtet auf 12V und geht dann beim Dauerplus und Masse wieder raus. Oder habe ich einen Denkfehler?

  • Die Zündungsplus Leitung dient der Messung der Ausgangsspannung, da die Schaltung dahinter immer ein klein wenig Strom zieht, kann sie nicht mit auf Dauerplus geklemmt werden, da sie so auf dauer die Batterie leer ziehen würde.


    Ohne Zündungsplus an der Sensorleitung würde der Gleichrichter nur gleichrichten aber der Regler nicht regeln und die Ausgangsspannung ungefiltert ans Bordnetz weiter geben. Eine 3 Phasen Motorrad Lichtmaschine mit 12 Magnetpolen kann durchaus über 200 Volt bei voller Drehzahl und ohne Last leifern daher muss die Ausgangsspannung geregelt werden.


    In den Meisten fällen werden im Regler oberhalb der Ladespannung Thyristoren an den Phasen gezündet, die die Phasen dann kurzschließen und so die Ausgangsspannung begrenzen.

    Nur was knattert und stinkt, mir Freude bringt :biggrin:

  • Danke für die ausführliche Erklärung. ich hatte mich gewundert, weil der Spannungsregler von meiner Cagiva Mito hat nur 5 Kontakte. 3 Phasen, Masse und Dauerplus. Der hat kein Zündplus.

  • Es ist möglich die Sensorleitung intern im Regler mit Z- Dioden zu entkoppeln, so dass bei abgestelltem Motor die Batteriespannung alleine nicht ausreicht für einen Stromfluss im Sensorkreis.

    Das wird bei preiswerten Reglern so gehandhabt.


    In der Theorie ist diese Art der Regelung nicht Laststabil, das heißt die Ausgangsspannung des Gleichrichters sinkt unter Last etwas ab. In der Praxis funktioniert das aber trotzdem sehr gut.


    Das hochgelobte System mit Sensorleitung hinter dem Zündschloss hingegen, ist auch nicht frei von Sünde. Denn es misst die Spannung hinter dem Zündschloss und gleicht Lastbedingte Spannungsabfälle (zb. bei Licht an) durch anheben der Reglerausgangsspannung aus.


    Blöderweise hängt die Batterie aber direkt am Reglerausgang und nicht hinter dem Zündschloss und bekommt so die volle Ausgangsspannung ab.


    Bei einer betagten Fahrzeugelektrik können da schon mal 1 Volt Spannungsabfall unter Last zusammen kommen.


    Ein Beispiel: der Regler ist ab Werk eingestellt, immer 14,5 V zu liefern. Ohne Licht sind es hinter dem Zündschloss nur 14,3V also wird die Ausgangsspannung auf 14,7 V angehoben damit hinter dem Zündschloss 14,5 V anliegen, an der Batterie kommen aber die 14,7V an.


    Jetzt wird das Licht angeschalten und die Spannung

    sinkt auf grund oxidierter Kontakte in Steckern und im Zündschloss auf 13,5V hinter dem Zündschloss ab, so erhöht der Sensor die Ausgangsspannung auf 15,5V damit hinter dem Zündschloss wieder 14,5V anliegen, die Batterie hingen bekommt die vollen 15,5V ab. Eine Nassbatterie steckt das weg, sofern regelmäßig Wasser aufgefüllt wird. Eine Gel Batterie oder eine Lithium Batterie findet das nicht so lustig und quittiert frühzeitig.

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  • Danke für die ausführliche und sehr verständliche Erklärung! Habe das Prinzip gut verstanden.

    Da ich eine Lithium-Batterie verbauen werde, welche maximal mit 14,9 Volt geladen werden darf, wäre es da vielleicht besser den Regler der Cagiva Mito mit 5 Kontakten zu verbauen? Oder gibt es eine Möglichkeit die eingehende Spannung an der Batterie zu begrenzen?

  • Alles bleibt wie es ist.


    Zu erst muss an der noch verbauten Bleibatterie, die vorher über Nacht am Ladegerät aufgeladen wurde, die Ladespannung gemessen werden.


    Voltmeter kommt an die Batteriepole.


    Motor Starten, und Ladespannung messen bei:


    Licht aus: Standgas; 3.000 rpm und 5.000 rpm

    Licht an: Standgas; 3.000 rpm und 5.000 rpm

    Licht an und Bremslicht an: Standgas; 3.000 rpm und 5.000 rpm.


    In keinem Fall darf die Ladespannung vom Motorrad über der Herstellerangabe liegen.

    Rein von der Zellchemie her, sind 14,6 V (3,65V pro Zelle) absolutes Maximum und bei 13,8V wird die Batterie schon zu 95-99% geladen.

    Manche Hersteller können mit der Schutzelektronik in der Batterie tricksen und so bis zu 15V und mehr verkraften.



    Randnotiz:

    Das Messen der Ladespannung an einer bereits verbauten Lithium Batterie birgt das Risiko von Messfehlern.

    Die Lithiumbatterie zieht selbst bei 95% Ladezustand viel mehr Strom als eine Motorrad Lichtmaschine je liefern könnte, daher kann auch die Ladespannung vor dem erreichen des Ladeschlusses, selbst bei defektem Regler, nie ein kritisches Niveau erreichen. Erst wenn die Lithium Batterie zu 100% geladen ist, bricht der Ladestrom plötzlich auf 0 Ampere ein und die Bordspannung vom Motorrad steigt auf die Regler Ausgangsspannung an.


    Sollte die gemessene Ladespannung onhe Licht passen, aber bei "Licht an" sehr nahe oder über den Grenzwert kommen, müssen Steckverbindungen und Sicherungs-Steckplätze erneuert oder geputzt werden, bis auch bei "Licht an" die Ladespannung kein kritisches Niveau mehr erreicht.


    Im absoluten Notfall gibt es noch einen Schaltungstrick den ich erkläre, wenn es soweit ist.

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  • Hallo Kai, und ich nehme KEINE Lithium Batterie für mein Motorrad. Ich war dabei als bei einem Treffen eine KR250 nach einer Ausfahrt fast abgefackelt ist. Nur wenn die ganze Sache darauf abgestimmt ist, wird das Risiko auf ein akzeptables Risiko minimiert.

  • el bodo es loco

    Danke für die ausführliche Anleitung. Das ist wirklich sehr hilfreich. Ich kann leider nicht direkt messen, da ich das Motorrad gerade noch zusammenbaue (es ist eine Cagiva Mito mit RD350-Motor - Lichtmaschine und Laderegler sind von der RD). Sobald sie läuft werde ich messen, so wie du es geschrieben hast und die Messergebnisse hier beitragen. Das wird aber vermutlich noch ein paar Wochen dauern, je nach dem wie ich Zeit habe.


    41juergen

    Das ist natürlich bitter. Mit der Bleibatterie ist das Risiko sicherlich geringer. Durch das Messen der Ladespannung werde ich ja herausfinden ob eine Überladung der Zellen passiert oder nicht. Ich bin mir auch dessen bewusst, dass selbst bei guter Ladespannung ein Restrisko besteht wenn in der Batterie das Elektrolyt versagt/sich verflüchtigt, oder der Laderegler plötzlich kaputt geht oder sonstige Komponenten irgendwie versagen.

  • Hallo zusammen. Mein Spannungsregler von der RD 350 Ypvs hat 6 Kontakte (die 3 Ladephasen, Masse, Dauerplus und Zündplus). Wozu braucht der Regler ein Zündplus?

    Nur zum Verstaendnis, ich hab hier einen Schaltplan von der 31K/1WW, da hat der Regler 5 Anschluesse, der rote und schwarze sind direkt mit Batterie-Plus und -Minus verbunden, kein Zuendungsplus. Und meine 1WW entlud bei laengerer Standzeit immer den Akku, habe deshalb seit ein paar Jahren einen Kondensator statt Batterie eingebaut.


    Hab leider das Mopped nicht zur Hand um nachsehen zu koennen wieviel Anschluesse da tatsaechlich am Regler sind.


    Aber wenn ich es richtig verstanden habe wird, wenn die Sensorleitung nicht intern mit der Plusleitung verbunden ist sondern ueber die Zuendung mit Spannung versorgt wird, die Batterie nicht entladen?

    Gruß,

    Georg


    Fahrt so schnell ihr könnt, so lange ihr noch könnt!

    (Uli Peil im XJ-Forum)

  • Moin Georg

    Die 31K hat noch den 4L0 Regler mit den Kühlrippen.

    Der hat 6 Anschlüsse, also auch geschaltet Plus.


    Gruß

    Stulle

    ...

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