Sammelbestellung verstärktes "Kit-Getriebe" für Nass- und Trockenkupplung!

  • Hallo


    das ist ein Gag aus einem anderen Fred, dachte der wäre hier bekannt :winking_face:
    ICH bin auch für NLS ab (oder MAJ größer) = magerer.


    Gruß J-C

    Schieber- , Getriebe- , Motorgehäuse- und Kurbelwellenkiller

  • Hallo zusammen,


    ich habe von Claudio ein paar Berichte bekommen. Mein gebrochenes Zahnrad wurde untersucht. Leider spreche ich überhaupt kein italienisch, deswegen kann ich nur die Tabellen deuten. Aus meiner Sicht würde ich folgendes zusammen fassen:
    - Es wurde der Härteverlauf gemessen. Dazu wird üblicher Weise ein Schnitt durch das Bauteil gemacht, und dann auf der Schnittfläche gemessen. Üblicher Weise fängt man dabei außen an, und wandert nach innen. Das ist hier auch gemacht worden. Vielleicht steht irgendwo im Text, an welcher Stelle des Zahnrads das gemacht worden ist, also an einem Zahn, in einem Zahngrund, oder an einer Klaue – mein italienisch reicht dafür nicht (bzw ist nicht vorhanden :D ). Man wünscht sich außen an der Oberfläche eine hohe Härte, als Verschleißschutz. Nach innen soll die Härte geringer werden, da dadurch die Zähigkeit steigt. Das Material soll so innen weniger spröde sein. An meinem Teil wurde die Härte nach der Vickers Methode gemessen (HV). Die Prüfkraft betrug dabei 1 Kilopond (alte Einheit, aber so wurde das nun mal vor einigen Jahrzehnten definiert). Da wird eine Diamantspitze in das Material eingedrückt. Läßt sich die Spitze tief eindrücken, ist die Härte gering, läßt sie sich nur wenig eindrücken, ist die Härte hoch. Aus meiner Sicht ist der Härteverlauf an meinem Zahnrad ideal: 730 außen (0,1mm unter der Oberfläche), 500 im Kern (in 1mm Tiefe). So sollte meiner Meinung nach ein Zahnrad wärmebehandelt sein.
    - Weiterhin wurde der verwendete Werkstoff bestimmt. Dazu wird geschaut, aus welchen Elementen, in prozentualem Anteil, der Stahl besteht. Am wichtigsten ist der Kohlenstoffanteil (C), der ist hauptsächlich für die Härte verantwortlich. Der verwendete Werkstoff 16NiCrMo12 ist ein Einsatzstahl. Das heißt, das der Kohlenstoffanteil seht gering ist, Ziel wäre 0,16%, daher die 16 zu Beginn der Bezeichnung. Der geringe C Anteil macht den Stahl nicht besonders hart, aber er sorgt für den zähen Kern, der so wichtig ist für die Dauerhaltbarkeit des Bauteils. Einsatzstahl heißt, das während der Wärmebehandlung/der Härtevorgangs, Kohlenstoff von außen zugesetzt wird (aufkohlen). Das kann durch Pulver oder auch Gas passieren, je nach der vorhandenen Anlage beim Hersteller. Üblich ist Pulver. Das ist auch der schwierige Teil bei der Herstellung. Aber die Härtemessung hat ja gezeigt, das das gut geklappt hat.
    - Außerdem wurde die Kernhärte des Grundwerkstoffs gemessen, also der Bereich irgendwo im inneren des Zahnrads, welcher nicht aufgekohlt worden ist und damit nicht gehärtet wurde. Das wurde mit einer anderen Härtemeßmethode geprüft: HRC – Härte Rockwell. Die 45-46 HRC an meinen Zahnrad sind an der Obergrenze bzgl dessen, was eine gute Dauerhaltbarkeit gibt, aber trotzdem noch in Ordnung ist aus meiner Sicht. Für die Kernhärte sind hauptsächlich die anderen Legierungsbestandteile verantwortlich, also in unserem Fall Nickel (Ni), Chrom (Cr) und Molybdän (Mo).
    - Und dann gibt es noch eine Bestätigung (die ich auf Grund meiner nicht vorhandenen italienisch Kenntnisse schon wieder nicht lesen kann :mecker:), die wohl sagt das das Teil Kugelgestrahlt worden ist (shot peening). Das ist ein Verfahren, das bei vielen hoch belasteten Bauteilen angewendet wird. Dabei werden üblicher Weise Stahlkugeln auf das Bauteil geschleudert, welche kleine Eindrücke machen. Dadurch entstehen an der Oberfläche Spannungen, sogenannte Druckeigenspannungen. Man kann sich das so vorstellen: Wenn man an einem 1 Meter langen Gummi zieht, dann wird er länger, sagen wir mal man zieht bis er 1,5 Meter lang ist. Dadurch entstehen Zugspannungen im Gummi (man zieht den ja auseinander). Sagen wir einfach mal, die Zugspannung wäre 10 MPa (MPa = Megapascal, ist eine Einheit für Spannung und/oder Druck). Und bei 10 MPa wäre auch die maximal zulässige Spannung für den Gummi, das heißt da reißt er. Bei einem zweiten Versuchsaufbau, würde man nun einen zB 1,2 Meter langen Gummi zunächst auf einen Meter zusammen drücken. Nehmen wir an, dadurch würden im Gummi Druckspannungen von 3 MPa entstehen. Wenn man diesen Gummi nun auf 1,5 Meter auseinander zieht, dann muß man zunächst erstmal die Druckspannung dagegen rechnen. Dh das Teil wäre nun 1,5 Meter lang bei einer Zugspannung von 7 MPa, und würde nicht reißen. Das Kugelstrahlen an meinem Zahnrad hat also die ertragbaren Zugspannungen erhöht, was eine prima Sache ist und das Teil besser macht. Man kann die Druckeigenspannungen sogar messen, das ist allerdings sehr aufwändig und teuer, und für unsere Getriebezahräder sicherlich etwas übertrieben.
    - Und dann kann ich noch aus meiner eigenen Betrachtung der Zahnräder sagen, das die Gleitgeschliffen wurden. Dazu legt man die Teile in einen großen Behälter, der vibriert. Mit in diesem Behälter sind kleine Schleifsteine. Diese Schleifsteine polieren die Oberfläche des Bauteils. Je glatter die Oberfläche ist, umso besser ist die Dauerhaltbarkeit. Man kann sich vlt vorstellen, das ein Riss in einem Bauteil irgendwo an der Oberfläche starten muß. So ein Riss startet viel leichter und schneller an einem Krater, der zB durch die mechanische Bearbeitung entstanden ist. Wenn man nun diese Krater wegpoliert, hat es ein Riss viel schwieriger, irgendwo zu starten. Vlt kann man das am besten mit Verbesserung der Mikrokerbwirkung beschreiben.
    Also alles in allem hat diese Untersuchung aus meiner Sicht gezeigt, das Zahnrad aus einem geeigneten Werkstoff hergestellt worden ist, das die Wärmebehhandlung gut ausgeführt worden ist, das ein Dauerhaltbarkeitsverbessernde Kugelstrahlen durchgeführt worden ist, und das ein ebenfalls Dauerhaltbarkeitsverbesserndes Gleitschleifen durchgeführt worden ist. Bzgl der Herstellung würde ich sagen, das das optimal gemacht wurde.


    Bleibt also nur noch die Frage, warum das Zahnrad trotzdem gebrochen ist. Und da bleibt jetzt nur noch eine Sache übrig, und das ist die Bauteilgeometrie. Claudio hat erwähnt, das der Hersteller hier optimiert hat. Die Teile sind wohl schon fertig. Ich bin schon gespannt darauf sie zu sehen. Ansatzpunkt für mich wäre, wie schon gesagt, Vergrößerung der Radien in den Ecken, sowie wenn es das Bauraum zuläßt, Aufdickung des Materials allgemein. Finde ich schon interessant, das Suzuki hier auch in Serie relativ knapp gebaut hat (also mit geringer Sicherheit). Das Claudiogetriebe ist ja zu großen Teilen eine Kopie des Originals, zumindest an den Klauen.


    Ich muß sagen, die Herangehensweise des Herstellers ist hier vorbildlich. Klar, mein Getriebeschaden ist sehr ärgerlich, aber wenn dadurch ein Produkt verbessert werden kann, dann war er wenigstens nicht umsonst. Mal schauen wie es weiter geht.


    Und die ganze Geschichte zeigt auch, warum in der Automobilindustrie ein paar Jahre entwickelt wird, bevor eine Serie gestartet wird. Die Erprobung nimmt ganz schön viel Zeit und Geld in Anspruch. Bei dem Claudiogetriebe habe ich die Erprobung übernommen :D

  • Das wichtigste auf Seite 3:


    auf deutsch: (ich versuchs mal :D)
    Schlussfolgerung:
    Das vom Kunden angelieferte Bauteil und die metallische Zusammensetzung des Stahls 16NiCrMo12, nach Härteprüfung und Härteverlaufsmessung, entsprechen den gefordertern Spezifikationen.
    Die metallurgische Untersuchung hat keine Anomalien finde könnnen, um den Bruch des Bauteils während des Einsatzes erklären zu können.


    P.S.
    Nein ich kann auch kein Italienisch :)

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    4Takter? 2Takter? Egal! Hauptsache: Racing!
    Aber 2 Takter macht einfach mehr Spaß :D

    Einmal editiert, zuletzt von RiscCS ()

  • Danke Streamtrac für die sehr ausführliche und sachliche Erklärung.


    Ja, ärgerlich dass du kein Italienisch kannst (in der Racing-Welt kann jeder Fahrer/Techniker italienisch, sogar Schumi und Vettel... :daumenhoch), dennoch hast du alles gut verstanden.


    Fazit, wie RiscCS sagte, ist die Bearbeitung makelos.


    Tut mir leid dass es so gekommen ist.


    Deine Teile sollte angekommen sein doer bald ankommen. Danach werden alle andere Käufer das Tauschteil bekommen.


    Ich hoffe die Sache sit so gegessen und alle sind zufrieden und, nicht zu letzt, haben Fredue und Spaß an ihrem Getriebe.


    Sorry dass ich mich nicht gemeldet habe aber September war nun beruflich und gesundheitlich die Hölle für mich.

    Nur Idioten setzen sich für andere ein....ich bin von dieser Krankheit geheilt.

  • Hallo zusammen,


    ich habe dem Thread keine Angabe zum Hersteller entnehmen können, sind die Getriebe von Roberto Micozzi / Micozzi Ingranaggi?


    Wie sind Erfahrungen der damaligen Käufer nach nunmehr 3 Jahren? Ist der Schaden ein Einzelfall geblieben?


    Gruß,


    Henning

    animierte-smilies-fahrzeuge-136.gif

    Einmal editiert, zuletzt von Henning #17 ()

  • Bin jetzt nich so viel gefahren, aber bis dahin einwandfrei.
    Super Abstimmung der Gangstufen. (Für die Rennstrecke) :daumenhoch
    MfG
    Maik

  • Boah...es wäre besser gewesen, wenn das Thema nicht wieder hochgeholt worden wäre und ich es so nie gelesen hätte...


    Wegen so mancher Leute hier würde ich trotz allerlei Möglichkeiten und vorhandener Firma niemals Teile in so ner Forenaktion organisieren, ohne dabei eine entsprechende Entschädigung für die erlittenen Nervenschäden mit einzurechnen. Und die müsste so hoch sein, daß keiner was kaufen würde :D
    Ich hatte es mir neulich mal mit nem selbsttragenden Heck in Sandwich-Bauweise mit Honeycomb und reiner Verwendung von UD-Halbzeugen überlegt...aber das lass ich nach der Lektüre hier ganz sicher sein.


    Wäre auch mal interessant, wer von den Bestellern am Ende sein verbindlich bestelltes Getriebe nicht bezahlt hat...

  • Was soll ich sagen, bei der Aktion habe ich die Arschkarte gezogen. Das Getriebe eingebaut, alle Gänge durchgeschaltet, soweit ok. Aber die Kupplungswelle dreht eine halbe Umdrehung leicht und dann schwer. Wieder ausgebaut, kontrolliert, scheint alles ok zu sein. Wieder eingebaut - dasselbe. Die Welle gemessen, die ist gerade. Ich geh davon aus, dass es an einem Zahnrad liegt.
    Hat jemand eine Empfehlung?

  • Warum hast du das Getriebe damals nicht reklamiert? Ist das ein Micozzi Ingranaggi Getriebe?