ALU vorderradachse?

  • @ SC: Doch, das stimmt. Man berücksichtigt natürlich Überlast und sogenannten Missbrauch. Aber dann wird garantiert keine mehrfache Sicherheit eingerechnet.
    Etwas anderes ist es, dass viele Teile so dimensioniert sind, dass sie eine bestimmte Steifigkeit erreichen. Die sind natürlich mehrfach zu dick um zu brechen. Deshalb brechen auch 15er Achsen nicht, obwohl heute alle modernen Moppeds 17er oder 20er oder noch dickere haben.
    Wenn man aber ein Teil konstruiert, dessen Aufgabe nur darin besteht, im Betrieb nicht kaputt zu gehen, dann wird kein Fahrzeughersteller doppelt so viel Material anhäufen, wie erforderlich. Es gibt auch keine derartigen Konstruktionsvorschriften. Die Teile müssen halten- mehr nicht!
    Wenn ein Teil den Dauerfestigkeitsprüfstand und die Dauerfestigkeitfahrerprobung übersteht, dann ist es ausreichend dimensioniert.
    Natürlich können wir unsere serientauglichen Gurken abspecken. Aber nur deshalb, weil wir nicht permanent mit fettleibiger Sozia und Gepäck auf schlechten Straßen unterwegs sind.
    Mehrfache Sicherheit gibt es zum Beispiel im Gebäudebau bei Fahrstuhlseilen: Da muss der Konstrukteur ein mehrfach überdimensioniertes Seil verwenden. Der Gesetzgeber schreibt es vor.
    Vergleichbare Vorschriften gibt es im Fahrzeugbau nicht. Da müssen die Teile im ungünstigsten Falle halten. Mehr nicht.


    Gruß, Stefan Bigalke

  • Stefan,


    gibt es im Fahrzeug-Fahrgestellbau Teile, die so permanent auf Zug und gleichzeitig starke Biegung und Quetschung wie Aufzugseile beansprucht werden?
    Deshalb wohl der Unterschied!


    Racepa

  • Zitat

    Original von Racepa
    Stefan,


    gibt es im Fahrzeug-Fahrgestellbau Teile, die so permanent auf Zug und gleichzeitig starke Biegung und Quetschung wie Aufzugseile beansprucht werden?
    Deshalb wohl der Unterschied!


    Racepa



    Das Aufzugseil, das auf Biegung, Zug und Druck belastet wird, musst Du mir zeigen.

  • BP,


    jedes Aufzugseil wird so belastet!


    Zug = ist wohl klar!


    Biegung = das Seil wird auf eine Trommel aufgewickelt und dadurch gebogen! Beim Abrollen ebenfalls!


    Druck = jedes Seil wird in Lagen auf die Trommel aufgewickelt und legt sich demzufolge über die darunterliegende Lage. Dabei übt die darüberliegende Lage auf die darunterliegende einen beträchtlichen Druck aus. Die Kräfte versuchen, das Seil darunter flach zu drücken.
    Dieser Effekt tritt übrigens auch auf, wenn das Seil über eine Rolle läuft!
    Das Seil wird innen gestaucht und aussen gedehnt, wenn es gebogen wird!


    Meines Erachtens sind die internen Kräfte bei einem Band geringer als bei einen Seil gleicher Tragfähigkeit! Es sei denn, man führt das Band hochkant um eine Rolle. Aber wer macht das schon?


    Racepa

  • ich hab das aber anders gelernt.
    im maschinenbau wird grundsätzlich sicherheitsfaktor 2 gewählt und bei besonderen teilen eine erhöhte.
    es wird IMMER eine Sicherheit eingerechnet.
    Diese dient dazu materialfehler etc zu berücksichtigen damit das bauteil bei überlast oder normalem gebrauch nicht versagt.
    gerade bei Personenbeförderung wie aufzugseilen ist diese entsprechend größer da bei einem ausfall ein erheblicher schaden auftritt.
    z.b. seilbahnseile haben doch eine sicherheit von 12 oder war das nicht noch weit höher.
    oder will mir hier erzählen das man ein seilbahnseil mit dem sicherheitsfaktor 1 auslegt? :biggrin:


    ich verweise hier mal auf die
    DIN15020 Teil 1+2


    dann ist die dauerfestigkeitsberechnung auch nicht zu vergessen.
    da gibts ja auch schnell ein versagen wegen kerbwirkung etc.
    gerade bei wechselnder oder schwellender belastung.


    das jedenfalls hab ich im Maschinenbau Fachrichtung Konstruktion studium gelernt


    ja rechnen gut und schön aber die frage ist wohl eher wie ermittel ich die vorhandenen belastung?
    bzw welche belastung wurde angenommen?


    titan und alu kann sehr wohl eingesetzt werden.
    allerdings müsste man für eine umfassende bewertung die angenommene belastung wissen.
    bzw die vorhandene belastung bekannt sein.

    6 Mal editiert, zuletzt von Thorsten-R ()

  • Thorsten,


    der Stefan hat doch geschrieben, dass Fahrstuhlseile mit mehrfacher Sicherheit ausgelegt sein müssen, weil der Gestzgeber dies vorschreibt!


    Bei Fahrzeugen gibt es diese Dimensionsvorschriften offenbar nicht.
    Es muß im ungünstigen Fall halten, wobei man nicht davon ausgeht, dass dies bei einem Motorrad mit einem 250 kg-Mann auch der Fall sein muß, weil dies kein Normalfall ist!


    Racepa

  • wenn ein fahrzeug überladen wurde und es dann zu einem bauteil versagen kommt kann man wohl kaum den konstrukteur anklagen.
    wurde aber die maximal zulässige zuladung nicht überschritte und es kommt zu einem versagen wird wohl derjenige der dieses so ausgelegt hat zur rechenschaft gezogen.
    im klartext bei todesfällen eine anklage wegen fahrlässiger tötung.


    es wird für die berechnung bei fahrzeugen wohl eine höhere als die maximal zulässige zuladung angenommen oder aber mit einem sicherheitsfaktor die matrialfestigkeitswerte verkleinert.
    beides führt zu einem größeren bauteildurchmesser und somit zu einer "sicherheit"


    ich jedenfalls werde nie mit 1facher sicherheit rechnen, da ich keine lust hab wegen fahrlässiger tötung oder was sonst so bei versagen alles passieren kann angeklagt zu werden.


    ob man jetzt die sicherheit über eine höhere belastung oder niedrigere festigkeitswerte realisiert kommt im endeffekt aufs gleiche raus.

    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten-R ()

  • Ha...


    dann wurden Ford Escort und 3er BMW auch mit Stufe 12 gebaut.


    ich wundere mich immer wieder wie viele Alis in so eine Kiste reinpassen ohne dass die Achse bricht :nuts: :nuts: :biggrin: :biggrin:

    ich kompensiere Appetit durch Leichtbau :aha:

  • > wenn ein fahrzeug überladen wurde und es dann zu einem bauteil versagen kommt kann man wohl kaum den konstrukteur anklagen.


    Hi Torsten, wundere Dich nicht: Man kann in den USA sogar Bremse und Gas verwechseln und dann den Fahrzeughersteller (Audi) verklagen und.... "Recht " bekommen.


    > ob man jetzt die sicherheit über eine höhere belastung oder niedrigere festigkeitswerte realisiert kommt im endeffekt aufs gleiche raus.


    Ja, klar, für viele Bauteile stimmt das. Mal ein lustiges Beispiel dazu:
    Vor einiger Zeit habe ich eine Firma beraten, die einen Geländewagen in Entwicklungsländern verteibt. Materialstärke des Dachblechs (Belastungskriterium in Mitteleuropa: Kastanien und Hagel) stand zur Diskussion. Meine These war, dass in Ländern, wo es keinen Hagel gibt, auf jeden Fall 0,8 mm reicht. Kokosnüsse sind egal.
    Leider habe ich übersehen, dass in solchen Ländern oft die halbe Großfamilie auf dem Dach mitfährt :-)
    Andererseits weiß ich, wie ein Bremspedal ausgelegt ist. Man weiß ziemlich genau, wieviel Kraft ein kräftiger Mann bei einer Panikbremsung maximal aufbringen kann. Mehr hält es aber auch nicht aus.
    Einigen wir uns doch darauf, dass im Maschinenbau anders als im Fahrzeugbau gearbeitet wird. Man sieht es den Konstruktionen doch auch an. Die Gründe sind wohl:
    -Bei Fahrzeugen ist geringes Gewicht extrem wichtig
    -überflüssiger Materialeinsatz bei hohen Stückzahlen ist zu vermeiden
    -Preise für Maschinen werden oft übers Gewicht kalkuliert (zB. 17,5 Euro/kg bei Tiefziehwerkzeugen)
    -Bei Fahrzeugen wird ein sehr großer Erprobungsaufwand betrieben
    -Bei Maschinen in Einzelanfertigung verteuert der Konstruktionsaufwand die Maschine erheblich. Da ist es dem Kunden allemal lieber, wenn schnell konstruiert und somit großzügig dimensioniert wird.


    Gruß, Stefan Bigalke