Hallo Leute,
wir wollen nachfolgend doch einmal diskutieren, ob die von BRP-Rotax auf Basis des deutschen Ficht-Einspritzsystems entwickelte ETEC-Technologie, die bisher nur für den Schneemobil- und Bootsmotorenbereich zum Einsatz kam, künftig neue Zweitaktstraßenmotorräder befeuern könnte.
Es hat sich ja gezeigt, daß das Zweitaktprinzip bei Motoren nur dann eine Überlebenschance hat, wenn die grundsätzlichen Vorteile, wie Einfachheit, gereingeres Gewicht, geringere Produktions- und Wartungdkosten, weitgehend erhalten bleibt, bei zumindestens in etwa vergleichbarer Leistung.
Diesen Anforderungen entspricht die ETEC-Technologie mit ihrer Kurbelkastenspülpumpe und der simplen Einspritztechnologie, die sich überdies besonders gut für Einzelhubräume zwischen 250 ccm und 550 ccm (laut amerikanischem Netz) eignet, wirklich am besten, auch für Mehrzylindermotoren!
Außerdem läuft diese Technik im Schwachlastbereich im Magermixbetrieb mit sehr geringen Verbräuchen und Emissionen.
Aber wo liegen die Probleme dieser Technologie, dargestellt an den Problemen der Bootsmotoren von Evinrude ?
1. Um Abgasnormen zu erfuellen laufen dieMmotoren extrem mager bei Upms von 500-1500. Das funktioniert, aber die Motoren werden dadurch sehr heiß, was dann Detonation (Klopfen) verursacht. Das Geschuettel läßt dann die Benzinleitungen lecken oder wenn es zu schlimm wird, geht ein Kolben kaputt.
2. Da der Motor auf Pleuelseite weder Öl wie ein 4T noch Benzin/Luft'Oel wie ein 2T hat, kuehlen die Kolben nicht ab, was Problem 1. weiter verstaerkt.
Was man bei allen 2T DFI motoren vermeiden sollte ist es, den Motor bei Upm von 500-1500 aufzuheizen und dann Gas zu geben. Da sind die Detonationen vorprogrammiert. also lieber behutsam beschleunigen bis sich der Motor (Kolben) gekuehlt hat.
Generell sind die DFI Motoren von BRP/Rotax mit der Marke „Evinrude“ ein erprobtes Konzept. Es gibt aber deutlich mehr, wie man so sagt, „Kabooms“ als bei 4 Taktern.
Es sind zuvor selbst bei den Fichts "nur" 25% der Motoren kaputtgegangen .. der Rest laeuft gut.
Generell gilt auch, dass wenn die Motoren kleiner sind (kleinere Kolben) gibt´s weniger Probleme mit Detonationen...
3.
Laut Aussage vom Hersteller sollen spezielle Aluminium Legierungen bei den Kolben (Stichwort NASA) den Toleranzbereich nach oben verschieben. Na ja, scheinbar hat man das Problem des Schmelzens von Al bei 600 Grad auch nicht gelöst. Allerdings erstaunt mich, das Kolbenproblem hinsichtlich der Überhitzung. Dies ist das Leistungsproblem in jeder Hinsicht bei 2 T Motoren seit jeh her.
4.
Die Motoren laufen im Schwachlastbereich ja nicht nur mager sondern extrem mager (sog. Schichtladebetrieb). Da ist nicht mal der ganze Zylinder mit Gemisch gefuellt, sondern es wird nur ein Nebelchen an Benzin um die Kerze gespritzt und dann da mit Gewalt entzuendet... Die Zuendungen an DFI Motoren sind nicht gerade schwachbruestig, was man braucht, um das magere zuendunwillige Gemisch zu entzuenden, teils mit mehreren funken soweit ich mich richtig erinnere. Die Motoren laufen nur mit Iridiumkerzen. Alles andere haelt der Belastung nicht stand und zerfaellt ...
5.
Durch das magere Gemisch wird der Motor dann schon im unteren Drehzahlbereich sehr heiss. Auch wird da nicht mehr mit Benzin gekuelht. Der konventionelle 2takter hat noch generoes 25% des Sprits (an beiden Seiten des Kolbens!!) einfach so durchgeblasen, was zur Kuehlung ungemein hilft.
6.
Auch darf man nicht vergessen dass die Kolbenunterseite beim DFI - Motor nicht gekuehlt wird, wobei das vielzitierte „Anspritzen des Kolbens“ das auch nur teilweise ausgleicht (wobei dann aber zusätzliche Emissionsprobleme enstehen).
Das Hauptproblem ist aber (scheinbar) bei ETEC die Detonation/Klopfen, was jeden Motor zerkleppert.
7.
Hier kommt auch die Fahrweise hinzu. Faehrt man zB das Fahrzeug oder Boot im Standgas durch eine Langsamfahrzone, heizt man damit den Motor im Magerbetrieb auf und gibt man dann voll "Stoff", hat man schon gute Voraussetzungen, heftige Detonationen des nun ueppig vorhandenen Benzins am heissen Kolben auszuloesen.
Es gab auch bereits Versuche DFI 2T Motoren in Autos (ETEC UND ORBITAL) einzubauen ... das hat es aber nicht weit geschafft ... zum einen wohl wegen strengerer Schadstoffnormen beim Auto und vor allem, da man hier nicht unbegrenzt kaltes Wasser zur Kuehlung durch den Motor pumpen kann ...
Die ganzen NASA Materialien des ETec machen zwar alles etwas robuster und weniger anfaellig fuer hohe Temperaturen, aber man schiebt so nur den Grenzbereich etwas nach oben.
Der Treppenwitz daran:
Natürlich war das Hauptproblem der 2-Takter auch früher schon immer die Kolbentemperatur und, nachdem wir einige Jahre relativ simple, störungsfreie und betriebssichere 2-T Motoren (RDs und RGs) geniessen durften (die noch nicht durch fast unerfüllbare Abgasnormen geknebelt wurden), ist es das mittlerweile wieder! Was für eine irrsinnige Entwicklung.......
Es sieht also wirklich danach aus, daß es derzeit KEINE Schlüsseltechnologie für einen umweltkonformen Einsatz von Zweitaktmotoren bei Motorrädern UND Autos gibt und aufgrund der vielfältigen Probleme auch keiner mehr dort weiter entwickelt, außer in den genannten Spezialbereichen Außenboarder und Schneemobile.
Schade, dass wir auch mit der scheinbar so phänomenalen ETEC-Technologie nicht weiter kommen!