Gussrad vs Speichenrad

  • Hallo!


    Welche Vorteile haben Guss- oder Schmiederäder gegenüber Rädern mit Stahlspeichen?


    Im Grunde genommen ist ein Speichenrad ja eine Art Faserverbund, die einzelnen Stahlspeichen nehmen die Zugkräfte auf. Drehmomente werden von der Nabe tangential an die Felge weitergeleitet. Kräfte werden also optimal übertragen. Stahl hat auch bessere Festigkeitseigenschaften und Steifigkeitswerte.
    Im Supermoto und Cross-Bereich werden auch Speichenräder eingesetzt, Stabil müssen die Dinger also sein. Vielleicht sind die Speichenräder nicht so steif, insbesondere für die hohen Gechwindigkeiten?


    Aerodynamische Nachteile könnte man durch eine Verkleidung oder Messerspeichen ausgleichen.


    Tubeless: Entweder man dichtet die Felgen an den Nippeln ab, oder man schraubt die Nippel direkt in die Felge (Hohlkammer), sodass das Felgenbett geschlosssen ist. Bei BMW funzt das auch, siehe GS 850/1150. Speichenrad mit tubeless.


    Also: wer klärt meine Unwissenheit auf?


    Gruß

    Kenny McCormic hat die Eigenschaft, in jeder Folge zu sterben und trotzdem in der nächsten wieder da zu sein.


    Praktisches feature....

  • Der Unterhalt, der Preis, das Gewicht.


    Eine Speichenfelge aus Stahl, die 230 PS auf einem Moto Gp Renner aushalten muss ist schwer.


    Ausserdem müsste man die Speichen kontrollieren, ggf, nachspannen usw.


    Die Felgen in den Rennern werden wenn sie ihre Laufleistung erreicht haben einfach weggeworfen und gut ist.
    Dann gibts eben wieder neue.
    In den Profiklassen zählt wohl hauptsächlich das Gewicht. Und da kommt man an Carbon nicht ran.


    Im Hobbybereich wird wohl kaum jemand Speichen fahren.


    Einziges Moped welches mit Speichen auf der Straße fährt ist die Münch Mammut mit 2L 16 V Motor :nuts:


    Außerdem gibt es Speichenfelgen, also mehrteilige auch von Marvic, dymag usw.


    Da sind die Speichen halt nur was dicker als beim Fahrrad :)

    ich kompensiere Appetit durch Leichtbau :aha:

  • Jfitz,


    die Herstellung der Räder macht den Unterschied!


    Am Anfang war das seit Jahrhunderten bewährte Holzrad mit einem Stahl-bzw. Eisenreifen drumrum!


    Die ersten Zweiräder waren die Laufräder der Freiherrn von Drais mit den besagten Holzrädern.


    Dann kamen die Hochräder mit einem riesigen Rad vorn und einem kleinen hinten mit Vollgummireifen.


    Diese großen Räder konnte man schon aus Gewichts- und Stabilitätsgründen nicht mehr aus Holz bauen und verwendete Draht-Speichen dafür.


    Mit der Einführung des "Niederrades" kamen schlaue Leute auch darauf, dort einen Motor anzubringen und es entstand das Motorrad.


    Bei den damals noch größtenteils unbefestigten oder Katzenkopf-Pflaster-Strassen (bis vor 10 Jahren noch rund um Oschersleben zu finden), war man darauf angewiesen, in sich elastisch konstruierte Räder zu verwenden, weil zu steife Räder zu schnell brachen.
    Aus diesem Grunde auch die schräg angeordneten gekreuzten Speichen.


    Diese Speichenräder mussten mühsam von Hand zusammengesetzt und von Spezialisten zentriert werden.
    Erst mit der Einführung von Drehmomentschraubern in der Radspannerei wurde dies einfacher, war aber immer noch Handarbeit.


    Honda brachte als Alternative die Com Star-Räder, also keine Speichenspannerei mehr.


    Die Fortschritte der Gießtechnik ermöglichten dann die Herstellung von Alu- bzw. Magnesium-Rohlingen, die auf Automaten zum einbaufertigen Rad produziert werden konnten.


    Bei den heutzutage guten Strassenverhältnissen benötigt man die Elastizität der Speichenräder nicht mehr, zumal auch durch die Federung beider Räder die ungefederten Massen des Motorrades reduziert und damit die Räder nicht mehr so stark beansprucht werden!


    Durch die Einführung der Gußräder konnten bei den Großserienherstellern eine erhebliche Anzahl von Arbeitsplätzen wegrationalisiert werden!


    Racepa

  • Hallo!
    Arbeitsaufwand oder kosten lasse ich als Argument nicht gelten! Es wird doch nicht gespart im Spitzensport...


    Der wichtigste Faktor ist wohl die Steifigkeit des Laufrades und deren Auswirkung auf Lenkpräzision und Fahrstabilität. Trotzdem verstehe ich die Zusammenhänge nicht vollständig. Warum ist ein Rad mit den den Kräften optimal angepassten Speichen weniger steif als ein Guss/Schmiederad, welches "wenige", massive Speichen hat?
    Was man sehen muss, ist das die Tangential gespannten Speichen jeweils nur in eine Richtung (Zug) Kräfte aufnehmen kann. Also übernehmen beim Bremsen nur die Hälfte aller Speichen die Momentübertragung von Felge und Nabe. Die anderen "haben nichts zu tun".


    Wäre interessant, hier mal eine FEM-Analyse zu sehen! Ich bin eh immer wieder aufs neue fasziniert vom Speichenlaufrad (wie aus diesem Beitrag unschwer zu erkennen ist...)


    @ Manuel: BMW hat Speichenräder fürs "Strassenmotorrad" (oder wer fährt die GS im Gelände?) und die Borile Einzylinder...



    Für mich ist das Thema (noch lange) nicht beendet...


    Gruß

    Kenny McCormic hat die Eigenschaft, in jeder Folge zu sterben und trotzdem in der nächsten wieder da zu sein.


    Praktisches feature....

  • Jfitz,


    es geht nicht um den Spitzensport!
    Wenn die Moto GP-Klasse goldene Felgen und Platin-Speichen brauchen würde, dann würden die das bekommen!
    Carbon-Räder und -Bremsen sind auch nicht viel billiger!


    meine letzte Zeile: ........ eine erhebliche Anzahl von Arbeitsplätzen wegrationalisiert.....!


    Honda baut im Jahr 1 Million Motorräder, die Hälfte davon mit Gußrädern.
    Sind unterm Strich 1 Mio Speichen-Räder. Wenn jedes Rad einspeichen und zentrieren nur 15 min. dauert, sind das 250.000 Arbeitstunden!


    Mit der Einführung der Scheibenbremsen stieg schlagartig wieder die Länge der Speichen und damit die Notwendigkeit, die Stabilität durch größere Speichendurchmesser und verbesserte Felgen-Konstruktionen zu erhöhen.


    Vorher hatten die immer größer werdenden Durchmesser der Vollnaben-Bremstrommeln mit den dadurch kürzer werdenden Speichen einen Ausgleich zu den Beanspruchungen durch die immer höheren PS-Zahlen hergestellt.


    Ich gebe Dir Recht, es gibt, auch in Verbindung mit Vollnabenbremsen, wunderschöne Drahtspeichen-Räder!


    Racepa