ZitatAlles anzeigenAls Gott noch in Frankreich lebte, da wusste noch jeder, was Savoir-vivre und Laisser-faire bedeuten. Heute dreht sich
alles um Lifestyle, und aus dem Laissez-faire-Prinzip wurde "Take it easy!" Was früher "en vogue" war, ist heute
"trendy", und eine Mode, die irgendwann "passé" war, ist heute "out". Wer auf dem Laufenden war, der war mal "à jour",
und wenn er einverstanden war, dann war der "d'accord". Heute ist er "up to date" und gibt sein Okay. Und wer im
Fahrstuhl jemandem auf die Füße tritt, der sagt nicht mehr "Pardon!", sondern murmelt nur noch "Sorry!"
Wer seinen Geburtstag feiern will, der gibt keine Fete mehr, sondern eine Party. Und der Grand Prix Eurovision de la
Chanson nennt sich neuerdings Eurovision Song Contest. Wenn irgendwann auch die französische Punktezählung abgeschafft
wird ("L'Allemagne deux points"), dann ist der Sieg der englischen Sprache komplett. Adieu la France, oder genauer
gesagt: Bye, bye!
Als Gott noch in Frankreich lebte, trafen sich Verliebte noch zum Rendezvous, heute haben sie ein Date. Der Charmeur von
einst gilt inzwischen als Womanizer, und die altmodische Romanze wurde zur modernen "love affair" umgedichtet. In so
mancher Familie (neudeutsch: "family") wird der Vater nicht "Papa" oder "Pa" gerufen, sondern "Daddy" oder "Dad".
In den Sechzigern und Siebzigern wurden in Deutschland noch unzählige Filme aus Frankreich gezeigt, und jeder kannte die
großen französischen Stars. Deutsche Männer träumten von Brigitte Bardot und Catherine Deneuve. Heute träumen sie von
Nicole Kidman und Sharon Stone. Lange bevor es Bruce Willis gab, war Alain Delon der Inbegriff des lässigen Helden. Und
man lachte hierzulande noch herzlich über Louis de Funès in seiner Rolle als "Der Gendarm von St. Tropez". Ein Remake
hätte heute vermutlich nur unter dem Titel "Der Cop von St. Louis" an den Kinokassen eine Chance.
Der Billy-Wilder-Film "The Apartment" wurde seinerzeit noch mit "Das Appartement" übersetzt. Da wurde der Doorman auch
noch Portier genannt, und der Taxidriver war tatsächlich noch ein Chauffeur. Früher wurde der Gutschein auch mal Coupon
genannt, heute bekommt man einen Voucher. Man kauft auch keine Billetts mehr, sondern Tickets. Hotels haben ihr Vestibül
zur Lobby umgebaut und ihr Foyer zur Lounge. (Ironischerweise sprechen viele Menschen das Wort "Lounge" französisch aus
- die Sehnsucht nach französischem Flair scheint demnach noch nicht gänzlich erloschen.)
Das Kellergeschoss von Warenhäusern heißt nicht mehr Souterrain, sondern Basement. Dort befindet sich häufig die
Weinabteilung, in der man hervorragenden kalifornischen Chardonnay bekommt - und Champagner, selbstverständlich. Der
ist, wenn sehr trocken, nicht mehr "brut", sondern "extra dry".
Wer heute ein Café eröffnet, nennt es vorausschauend "Coffeeshop", denn die Amerikaner sind schließlich für ihren Kaffee
berühmt. Wie auch für ihr Essen ("Food"), weshalb man heute nicht mehr von "Nouvelle cuisine" spricht, sondern von
"french cooking". Vorab gibt's anstelle des Hors d'oeuvre einen "Appetizer". Machte man früher den Salat mit einer Soße
oder Vinaigrette an, so bekommt er heute ein Dressing verpasst (vorzugsweise "Thousand Islands"). Da selbst Hunde und
Katzen ihr Fleisch bereits "in zarter Jelly" serviert bekommen, wird sich das französische Gelee wohl auch bei den
Zweibeinern nicht mehr lange halten.
Wann waren Sie das letzte Mal in einer Boutique? Die wirklich angesagten Klamotten bekommt man heute im "Fashion Store",
und den wiederum gibt's in jedem Shopping Center. Frankreich hat seinen Status als Mutterland der Haute Couture und der
Prêt-à-porter-Modeschauen eingebüßt - heute heißt das "Fashion Week". Da führen die Models, die früher Mannequins
genannt wurden, nicht mehr knackige Dessous vor, sondern "hot underwear". Frauen, die sich einst in "schicken Kostümen"
zeigten, haben heute ein "stylishes Outfit". Wer ehedem salopp oder leger gekleidet war, der trägt heute "casual wear".
Auch die Haute volée und die Crème de la crème mussten sich einer Modernisierung unterziehen und nennen sich jetzt
"Celebrities". Und der liebe Gott? "Mon Dieu!", wer sagt das noch, heute ruft man "Oh my God!" Es besteht kein Zweifel:
Gott lebt heute in Amerika. Von dort schrieb er mir kürzlich eine Karte: "Wow, es ist einfach cool hier! Fühle mich
great! Jeden Tag Party und Fun! Alles viel relaxter als bei den Frenchies!" So ein bullshit, hab ich gedacht und die
Karte zerrissen.

Als Gott noch in Frankreich lebte - oder Anglizismen nein danke
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ich mag weder die franz. bezeichnungen noch anglizismen, obwohl ich sie ständig verwende, meist unbewusst.
Das ist eben der Einfluss durch die Medien.Ich wär für gänzlich deutsche begriffe.
Hamburger = Weissbrot belegt mit gurken, sowie saftigem Rinderhackfleisch, Tomatensoße (sauce ???) und Salat.
Pommes Frites = Kartoffelstäbchen
Mobile Phone / Handy = tragbares Telefon (telephone?) Sprechgerät
Personal Computer = elektronischer Datenkasten
und sowas :D
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Und im Fernseher bei DSDS wird nicht mehr gewählt oder abgestimmt, sondern gevotet, und bei DSF spielt Oberhausen nicht mehr gegen sondern vs. (abkürzung für versus) 1860 München.
Da könnt ich echt
Aber die Kids finden das wohl cooler! -
Sag´ich schon lange: ALLES WIRD NEU; DOCH NICHTS WIRD BESSER!
Ich bin bestimmt kein Nazi o.ä., aber ein bissel mehr Patriotismus sollten die Deutschen schon haben, und da gehört auch in diesen Zeiten die eigene Sprache dazu. Allerdings ist Patriotismus in der heutigen politischen und wirtschaftlichen Lage schwierig, das gebe ich zu. Ups, off topic oder wie heißt das auf deutsch?, Thema verfehlt?
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@ dino dann änder mal flott deine signatur
:D
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Erwischt, da konnst a moi seng, des is genau des wos i moan, saklzement.
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Hi Forum,
Ihr sprecht mir von der Seele!
An der "Kultur" der Amerikaner kann ich wenig Kopierenswertes entdecken und deren Sprache schon gar nicht!
Selbst dann nicht,wenn man die Anglizismen ins Deutsche übersetzt.
Deshalb finde ich selbst so Formulierungen wie " Das erinnere ich nicht" oder "Das macht Sinn" ziemlich ekelig.
Interessanterweise scheint dieser Vereinfachung der Sprache das Bestreben um möglichst komplexe Fremdwörter entgegen zu stehen.Jeder Wichtigtuer sagt:
Problematik statt Problem
Funktionalität statt Funktion
Technologie statt Technik
Methodik (oder sogar Methodologie) statt Methode
usw.... grausam...
Gruß, Stefan Bigalke
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Sehr interessanter Thread.
Selber merkt man gar nicht, wie häufig man Anglizismen benutzt. Man sagt das eher unbewusst und kann es kaum vermeiden.
Die Veramerikanisierung lässt grüßen !
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Der Text ist übrigens von Bastian Sick, der bei Spiegel-Online in der Rubrik Zwiebelfisch schreibt.
Sick hat auch das von Stefan Bigalke vorgeschlagen Buch "Der Dativ ist dem Gentiv sein Tod" geschrieben. -
@ ChrisKo,
In dem Buch steht auch etwas über "Sinn machen" und "Etwas erinnern" . Allerdings wurde das "Sinn machen" schon vorher von Max Goldt kritisiert. Ich glaube, in dem Buch mit dem Titel "Ä"
Das mit der Verkomplizierung der Fremdwortbenutzung ist mir aber ganz alleine aufgefallen!Was mir auch noch aufgefallen ist: Gerade im Motorsportsektor scheinen die Übersetzer besonders faul zu sein und dadurch zu einer Verunstaltung unserer Sprache durch übersetzte Anglizismen beizutragen.
Wenn heute ein deutschsprachiger Fahrer sagt:" Das Team hat einen guten Job gemacht aber im Rennen hatte ich zuviel Verkehr!", dann verstehen wir doch nur deshalb was er meint, weil wir uns daran gewöhnt haben, dass man Übersetzer bei Siegerehrungen durch Übersetzungscomputer ersetzen könnte.
Gruß, Stefan Bigalke