120/70 oder 120/60 als Vorderreifen, was macht Sinn?

  • Andy: Immer nur Bedüsungen und Schieber diskutieren ist auch langweilig :D und Kindergarten macht Spass :D


    Ich habe immerhin nicht gesagt 120/70 ist Schrott und fahre schon 20 Jahre damit rum :hehehe:


    SC: Stelle einfach mal bei nächster Gelegenheit deinen 12/60 neben einen 120/70 und einen 120/60, dann geht vielleicht ein Licht auf :aha: Auch wenn du dann das niemals zugeben würdest :winking_face:


    Und zur Richtigstellung gibts auch durchaus Rennreifen mit "normaler" Angabe drauf, eigentlich alle ausser Glitschstone und Mitschelin. Auch wenn du betont mein "Fachwissen" in Anführungszeichen schreist glaube ich zumindest in Punkto Reifen durchaus "Sattelfest" zu sein. Auch wenn du mich 10 Mal verbläst (fällt dir sonst nix mehr ein?)


    Und ein Michelin 12/60-17 ist GANZ SICHER weit davon entfernt "Schrott" zu sein. Keine Frage!!! Das bezog sich doch auf "normale" /60 und war ausserdem nur ein Zitat vom Andi. Willst den nun deswegen nun auch anmachen :nixweiss:


    Gruß, J-C

    Schieber- , Getriebe- , Motorgehäuse- und Kurbelwellenkiller

  • Hallo,


    mal was zur Sache damit der angespaltete "Kindergarten-" Threat auch etwas Sinn bekommt:


    Es ging darum welche Reifen eintragen zu lassen wenn man zB ne RGV auf breitere Felgen umrüstet. 120/60 (wie bei der RS) oder eben 120/70. Auch falls ein Rennstreckenbesuch ansteht fragt sich eventuell ein RS250 Fahrer in welches Regal er greifen soll.


    Wir reden bei /60 oder /70 von Reifen mit verschiedenen Querschnitten (also nicht von Durchmessern wie bei den angesprochenen Michelin-Slicks). Dabei ist die Reifenhöhe in % von der Breite gemeint, ein 120/70 ist demnach
    120*0.7 = 84mm hoch, ein /60 hat 120*0.6 = 72mm, ist also 12mm "flacher".


    Wenn nun die Kontur des Reifens (Laufflächenkrümmung) gleich ist bedeutet das eine um 12mm niedrigere Reifenflanke. Das verschlechtert natürlich die Dämpfung des Reifens in Schräglage weshalb die Hersteller meist bei den /60 eine flachere Kontur wählen um die Flanke etwas höher zu bekommen.


    Was sind die Folgen in der Theorie?
    - Die /60 habe niedrigere Flanken und somit kann der Reifen auch weniger Stösse aufnehmen
    - Die /60 haben eine flachere Kontur und somit mehr Auflagefläche beim Bremsen geradeaus, dafür weniger Auflage in Schräglage
    - Die /60 sind leichter und haben die Masse weiter innen


    Und beim Fahren?
    - Sind /60 theoretisch handlicher wegen Gewicht & Massenverteilung. Durch die flachere Kontur wird das jedoch teilweise kompensiert
    - Die bessere Bremskraftübertragung ist in der Praxis nicht umsetzbar da die Motorräder eh vor erreichen der Haftgrenze hinten abheben.
    - Die geringere Auflage in Schräglage kann zusammen mit der schlechteren Eigendämpfung im Extremfall eher zu einem abschmierendem Vorderrad führen, gerade auf einer Bodenwelle
    - Die flache Kontur verstärkt das Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage da die Aufstandsfläche weiter nach aussen wandert.
    - Die flachere Kontur in Verbindung mit der anderen Karkasse (meist weicher um den Reifen nicht zu hart werden zu lassen) führt im Fahrbetrieb bei vielen Reifenmodellen zu einem eher "kippeligen" Fahrverhalten da die Haltekraft am Lenker im Bereich von "flotten" Schräglagen" von leicht drücken müssen in dagegenhalten wechselt was wenig Vertrauen vermittelt.


    Alle Punkte können natürlich von Reifenmodell zu Reifenmodell verschieden sein. Auf meiner ZX6R waren Dunlop D204, Pirelli MTR01 und Bridgestone BT56 eine Katastrophe, der Michelin Pilot Sport dagegen ganz umgänglich. Das muss also nicht in jedem Fall wie oben beschrieben sein, nur eine allgemeine Tendenz.


    Lustigerweise hatte der Sportmax GP 120/60-17 auf 3,5" immer Kritik bekommen für fast nicht vorhandene Eigendämpfung, fuhr aber auf ner 3" Felge (FZR600, Reifen aus dem Yamaha-Cup) tadellos. Kann also alles auch mal gut funktionieren...


    Was nehmen?
    Ich behaupte mal mit einem /70 macht man grundsätzlich nichts falsch, die /60 haben sich mittlerweile als "Irrweg" herausgestellt. In den 90-ern mal eingeführt und auch im Rennsport verwendet haben sich mit der mittlerweile verfügbaren (Karkassen-) Technik die "Ballonreifen" durchgesetzt. Bei Dunlop Rennreifen geht das mittlerweile bis hin zum 125/80. Aufgrund der besseren Eigendämpfung macht mit einem /70 auch der Strassenfahrer nichts falsch. In PS gabs mal n Tune-Up für ne 996 wo beide freigegeben sind und in allen ausser einem Fall waren die /60 deutlich schlechter als die anderen Reifen. Wobei da auch /65 dabei waren, noch ein Nischenprodukt was mittlerweile wieder verschwunden ist.
    Auch die R6 als letzte /60 Vertreterin ist schon lange auf /70 gewechselt. Aber auch die alten Modelle wurden für die Renne immer auf /70 umgerüstet.


    Die /60 scheinen sich nur als "kleiner" 120-er in Mittelklassemaschinen zu halten, da vermute ich aber eher marketing als technische Notwendigkeit da eine SV650 ja schwerer als die 600-er Supersportler sind. Auch Ducati hatte die 748-er Modelle immer mit /60 ausgerüstet, wohl um einen Unterschied zu den grossen Modellen zu haben. Die Fahrwerke waren gleich und jeder hat bei der erstbesten Gelegenheit auf die freigegebenen /70 umgerüstet...


    Leichte Motorräder vertragen sich idR schon besser mit den /60 Reifen als schwere, gerade das "Einknicken" ist flotter Schräglage sollte da nicht (so stark) auftreten. Aber auch die doch "recht leichten" GP250 fahren ja mittlerweile 125/80...


    Mag auch durchaus sein dass ein /60 eines bestimmten Herstellers mal gut funktioniert oder ein Fahrer mit Fahrstil xy gut damit zurecht kommt. Für 95% der Anwendungen ist der 120/70 aber die "bessere" Wahl, auch weil sie mehr Auswahl an Reifen bietet. Für die Rennstrecke sind die /60 Reifen schon fast ausgestorben.


    Also mein Ratschlag (jeder darf natürlich machen was er will!):
    Falls man die Wahl hat ist der /70 die sichere Bank. Also für Neueintragungen und gerade für die Rennstrecke vorzuziehen. Slicks gibts es meines Wissens nach eh keine /60-er mehr (ausser Michelin, aber der 12/60 ist ja nach den Maßen auch eher ein 120/70), die Dunlops die noch hier und da auf E**y auftauchen sollten etwas älter sein.


    Auf der Strasse kann man einen /60 natürlich problemlos fahren.
    ICH würde aber immer einen Bogen um Motorräder mit /60 Vorderreifen machen oder zumindest versuchen einen /70 eingetragen zu bekommen. 500 gramm hin oder her. Würde sogar soweit gehen einfach einen /70 zu fahren und den /60 nur fürn TÜV zu montieren oder auch einen nagelneuen /60 runterzuwerfen und gegen nen /70 zu tauschen (zB wenn ich ne Ducati 748 erstehen würde), aber so weit muss man nicht gehen...


    Davon abgesehen finde ICH gerade für die Strasse die 110/70 auf 3" für unsere RS/RGVs eh optimal und sehe von da her keinen Grund überhaupt was umzubauen...


    Gruß, Jean-Claude

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