Andreani Cartridge Kit

  • Hallo, was haltet ihr davon:


    https://www.brooksuspension.co…i-fork-cartridge-kit-all/


    Hat das schon jemand verbaut?
    Auch wenn einige vielleicht jetzt denken, dann sollte man lieber eine "ordentliche" Gabel verbauen, möchte ich das Motorrad möglichst original lassen und als das betrachten, was es ist: ein toller potenter Oldtimer der Spaß macht, aber mit dem man keine Rennen mehr gewinnen muss.


    Trotzdem soll das Mopped möglichst gut fahren. Deshalb sind schon 17 Zoll Räder mit 120er vorne und 160er hinten verbaut und ich möchte die Gabel so gut es geht optimieren.


    Gruß Martin

    In Kurven kann jeder schnell fahren, aber auf der Geraden... ja, da brauchst du Leistung!

  • zwei_im_takt

    Hat den Titel des Themas von „Andreani Kit Gabel“ zu „Andreani Cartridge Kit“ geändert.
  • Hallo,


    bei dem Andreani Cartridge Kit ist ja eine Kartusche für die Druckstufe (C für Compression ), die andere für die Zugstufe (R für Rebound).

    Von der Funktion her ist es ja egal ob man die links oder rechts einbaut, aber gibt es da eine Regel oder Norm? Also z.B. Compression grundsätzlich rechts und Rebound links oder so?


    Gruß, matin

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  • So, nachdem ich in die originale Gabel (Suzuki RG500) den Andreani Cartridge Kit eingebaut habe, wollte ich euch einen kleinen Erfahrungsbericht nicht vorenthalten.


    Der Einbau war recht unproblematisch. Habe mir aber eine gebrauchte Gabel geholt, weil unten in den Standrohren die Hülsen für die Dämpferkolben entfernt werden müssen, und meine ursprüngliche Gabel für alle Fälle original bleiben sollte.



    Die erworbene Gabel wurde dann mit Simmeringen, Gleithülsen usw. neu aufgebaut.


    Aus optischen Gründen (Originalität) wurde die alte Posi-Dämpereinheit wieder montiert,

    allerdings innen mit Plättchen verschlossen und somit stillgelegt.



    Ansonsten fliegen alle Bauteile aus der Gabel raus und stattdessen wird jeweils die Andreani Kartusche montiert. Eine Kartusche ist bekanntlich für die Zugstufe, die andere für die Druckstufe. Gabelöl wird Öhlins 1309 empfohlen, Luftpolster in meinem Fall 160 mm, Federrate 8.6. (Fahrergewicht wurde mit 80-90 kg angegeben)


    Nachdem die einzelnen Gabelholme fertig waren, wurde mal runtergedrückt. Linker Holm hat Zugstufe bekommen, rechter Holm Druckstufe… wow.


    Die „neuen“ Gabelholme wurden eingesetzt. Erst mal Negativfederwege und Fahrzeugniveau gecheckt. Hm… trotz geringster Federvorspannung taucht die Gabel durch Fahrzeuglast nur 18mm ein (ca. 30mm sollen es ja sein). Mit Fahrer dann noch mal plus 10mm, ok Federrate passt also. So gesehen müsste ich die Vorspannhülsen in der Gabel 10mm kürzen.


    Ich habe das erst mal so gelassen, obwohl durch die angehobene Front natürlich auch einen anderer Nachlauf entsteht. Das Moped war aber vorher schon sehr agil und deshalb wollte ich es erst mal testen.


    Im Stand dann die üblichen „Tests“ durchgeführt und Druck- sowie Zugstufe nach Gefühl eingestellt… toll ohne Erfahrung!



    Dann ging´s auf zur Testfahrt…


    ... morgen geht´s weiter

  • ...vor der Testfahrt noch Reifen-Luftdruck geprüft, 2.2 bis 2.3 bar ist für mich zur Zeit Wohlfühleinstellung.


    Endlich aufsitzen und erst mal einrollen, gucken wie sich das ganze verhält… ja, passt so einigermaßen. Durch ein paar Slalom-Schlenker das erste Einlenkverhalten geprüft, die Front war ja gute 10 mm höher als vorher. Und tatsächlich das Umlegen war merklich schwerfälliger, aber vielleicht nicht so nervös, erst mal weiter gucken und wie sich das in Kurven verhält.


    Als Zweites geschaut wie tief die Gabel eintaucht. Bremsungen bei Landstraßentempo mit aufsteigendem Hinterrad sollten erste Ergebnisse bringen (wie erreicht man eigentlich die maximale Eintauchtiefe?). Mit der üblichen Kabelbindermethode wurden ca. 107 mm gemessen. Etwas wenig, oder?


    Nun denn, ein paar Kilometer lagen ja hinter mir und ich konzentrierte mich auf die Dämpfung. Ein richtiges Aha-Erlebnis hatte ich noch nicht durch das Cartridge Kit. Es schien zwar alles etwas besser, stabiler, kontrollierter, aber die Gabel war mir zu holprig.


    Info: Druck- und Zugstufe stellt man jeweils mit vier ganzen Umdrehungen von ganz rein bis ganz raus. Druckstufe hatte ich genau in der Mitte (beim Versuch im Stand war die Druckstufe bei der Einstellung nicht merkbar). Zugstufe hatte ich mich anhand von Videos im Internet orientiert und landete so mit meiner Einstellung auf dreieinhalb (von vier) Umdrehungen rein!


    Zurück zur Testfahrt.

    Da mir die Gabel zu holprig war, rechts rangefahren und nochmal Zugstufe geprüft… hm, war eigentlich nicht zu viel. Also erst mal Druckstufe halbe Umdrehung raus. Siehe da, es war auf Anhieb schon viel besser. Dann auch die Zugstufe ein halbe Umdrehung zurück genommen und es war richtig toll.


    Endlich hatte ich eine Gabel die nicht mehr holprig war, gut ansprach, straff genug und komfortabel war. Bei weiteren Testkilometern noch mal etwas an der Dämpfung hin und her gedreht, aber im Großen und Ganzen war es die passende Einstellung.


    Nun konnte ich mich mal an die Fahrdynamik der forscheren Gangart wagen…


    Fortsetzung folgt

    In Kurven kann jeder schnell fahren, aber auf der Geraden... ja, da brauchst du Leistung!

  • Finde ich ne gute Idee die vorhandene Gabel umzubauen anstatt gleich eine neue Gabel (mit Kompromiss-Setup) einzubauen :daumenhoch

    Hab in meiner RGV auch nen Andreani-Kit drin, aber leider nur den „alten“ ohne Verstellung der Dämpfung. Funktioniert aber auch so topp, wenn auch für die Straße ziemlich straff.


    Zu deinem Setup: Ich bin der Meinung die Druckstufe kann man auf der Straße idR ziemlich auf machen. Würde ganz offen anfangen und dann erst mal schauen obs durch zudrehen wirklich besser oder nur härter wird.


    Gruß J-C

    Schieber- , Getriebe- , Motorgehäuse- und Kurbelwellenkiller

  • So, nun der Rest von meinem Eindruck:


    Durch die ordentlich funktionierende Gabel fiel mir auf, dass es hinten nicht so „smooth“ war wie es hätte sein können. Mein Empfinden: Druckstufe am Federbein zu hart.


    Das YSS Federbein, welches seit vier Jahren im Fahrwerk steckt, hat aber keine Druckstufenverstellung…nur Zugstufe. Da dieses Federbein bekanntlich für die RG500 „entworfen“ wurde, wurde die Einstellung damals gelassen wie sie war. Durch frühere Verstell-Versuche hatte ich auch keine spürbaren Verbesserungen erreicht.

    Keine Missverständnisse… das YSS-Federbein war schon eine enorme Verbesserung zum alten originalen Federbein! Doch erst jetzt durch die „neue“ Gabel spürte ich, dass die Dämpfung hinten zu hart war. Eventuell hatte ich früher versucht/gedacht mit ein oder zwei Klicks mehr Zugstufen-Dämpfung etwas Ruhe ins Fahrwerk bringen zu können… ich weiß es nicht mehr genau :) .


    Federbein Zugstufe hat 30 Klicks. Es stand auf 14 oder 15 Klicks (also mittig). So passte es mit der Trockenübung „knappe Sekunde bis zum Ausfedern“. Jetzt stellte ich die Zugstufe von ganz offen auf 10 Klicks rein. Das wars! Das Heck kommt zwar zügiger aus der Federung, aber für Landstraße top.


    An dem „Testtag“ passte das Fahrwerk für mich wirklich gut! Straßenunebenheiten wurden komfortabel weggedämpft, hohe Geschwindigkeiten auf der Autobahn mit langgezogenen Kurven waren absolut stabil. Einlenken und rausbeschleunigen aus Kurven sehr neutral (Linie konnte trotz Lastwechsel sauber gehalten werden), und beim Anbremsen hatte ich das Gefühl genau spüren und steuern zu können wie hoch mein Hinterrad gerade ist bzw. sein soll… ob es nur „gerade tänzeln“ soll, oder ob ich es ein wenig mehr in der Luft halten möchte.

    Das war dann schon sehr beeindruckend für mich und der Reiz auf der Rennstrecke Feintuning zu betreiben, war nicht unerheblich. Aber das wird in diesem Leben nicht mehr meine Geschichte.


    Fazit: Es ist für mich die erhoffte Verbesserung und ein großer Schritt Richtung modernes Fahrwerk. Mir ist aber bewusst, dass man 40 Jahre Fahrwerksentwicklung nicht mal so eben kompensieren kann. Das wird man auch nicht erreichen und das soll auch nicht mein Ziel sein. Jetzt hoffe ich nur, dass durch die Fahrwerksverbesserung mir beim Fahren im angenäherten StVo Bereich nicht langweilig wird ^^ .


    Und gleich noch eine Frage: Der Negativ-Weg der Gabel ist ja, wie oben beschrieben, weniger als es sein soll (was man so hört). Ist das evtl. für Rennstrecke abgestimmt? Fährt man da evtl. mit weniger Negativweg, damit beim Rausbeschleunigen aus Kurven das Fahrzeugniveau sich nicht so stark ändert… und somit der Nachlauf sich nicht so stark ändert? Macht ja vielleicht Sinn, damit die Linie besser gehalten wird?


    Gruß, martin

    In Kurven kann jeder schnell fahren, aber auf der Geraden... ja, da brauchst du Leistung!

  • @ J-C

    Danke für den Tipp, werde das vielleicht noch mal so probieren mit der Druckstufe :daumenhoch .

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  • Dass die Zugstufe mit der „knappe Sekunde“ Methode ziemlich straff wird hab ich auch schon oft festgestellt. Würde auch hier die Dämpfung schrittweise öffnen bis es sich nicht mehr „holzig“ anfühlt. Auf der Straße braucht es wohl nicht so viel Dämpfung.


    Gruß J-C (Fahrwerksversteher :smiling_face_with_sunglasses:)

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